Der Begriff Kiezblock
Der Begriff Kiezblock hat sich mittlerweile so sehr verbreitet, dass er dabei recht unscharf geworden ist. Er steht nun eher allgemein für die schöne Idee, in einem überschaubaren Gebiet etwas für die eigene Wohngegend zu tun – den Kiez.
Die Bedeutung des Wortes Kiezblock
Der Begriff ist schon so alt, dass mittlerweile wohl jeder etwas anderes darunter versteht. Heute bezeichnen die meisten Menschen einen verhältnismäßig kleinen Bereich als Kiez, zu dem ihr eigener Block gehört und der von größeren Straßen eingegrenzt wird. Im Fall des Karl-August-Kiez sind das 13 Blocks mit rund 10.000 Menschen – eine Kleinstadt.
Der Kiezblock sprachlich betrachtet
Sprachlich betrachtet müsste es zudem Blockkiez heißen. Denn der Kiez besteht aus Blöcken, nicht umgekehrt. Allerdings haben wir es hier mit zwei Kontextebenen zu tun. Zum einen steht Kiezblock eher für den physisch vorhandenen Block aus einer ringförmig stehenden Reihe von Häusern – den Wohnblocks. Zum anderen meint Kiezblock auf der Metaebene einen mehr oder weniger willkürlich festgelegten, planerisch fokussierten Bereich, der zum Beispiel im Sinne der Verkehrswende umgestaltet wird. Dieser Prozess begann in Barcelona unter dem Begriff Superblock.
Der Begriff Kiezblock ist bisher nicht definiert. Eventuell leitet er sich von der heute üblichen Betrachtungsweise von oben auf einen Stadtplan ab, auf dem die Kieze als mehr oder weniger geschlossene Blöcke erkennbar sind. Im Mittelalter waren Kietze eigenständige Siedlungen mit speziellen Aufgaben, entfernt verwandt mit Werkssiedlungen. Fast alle Kietze finden sich in der Nähe von Burgen und haben mit der Versorgung mit Fisch zu tun. Von den Wohnblöcken, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden sind, stammt der Begriff Kiezblock nicht ab, da es den Begriff bereits vorher gab.
Die Geschichte der Blöcke und Kieze
In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Begriff Kiez häufig nahezu identisch mit dem Begriff Block. Jeder Block hatte mindestens vier Kneipen, einen Kuhstall, Bäcker und Milchladen, eine Kohlenhandlung, Fleischer, Krämer, Schneider, Schuhmacher etc. Besonders die sehr großen Blöcke aus Parzellen mit mehr als drei Höfen pro Grundstück musste man daher kaum verlassen. Trotzdem gab es je nach Wohngegend natürlich auch große Unterschiede. In den Berliner Arbeiterwohngegenden hatten die Blöcke auf dem Wedding nicht selten 30 Höfe mit allen erdenklichen Industrien, Gewerben und Sondernutzungen.
Der größte noch erhaltene, geschlossene Block Berlins liegt zwischen Immanuelkirchstraße, Marienburger Straße, Winsstraße und Prenzlauer Allee. Je nach Zählweise hat er 30 bis 60 Höfe. Letzteres, wenn man pro Parzelle zählt.
Da Eltern häufig auf dem Block gearbeitet haben und 30 Höfe für Kinder genug Abwechslung boten, gab es kaum Gründe, auch nur auf die andere Straßenseite zu gehen. In den damaligen Mietskasernen wie Meiers Hof haben 2000 Menschen gewohnt. Zehn solcher Parzellen auf einem Block haben so viele Einwohner wie eine Kleinstadt gehabt. 1905 betrug die Wohndichte über 700 Menschen pro Hektar – heute liegt sie in Berlin oder London etwas über 100, in Paris etwas über 200/ha. 1942 waren in Berlin über 4,5 Millionen Menschen gemeldet.
Fazit zum Begriff Kiezblock
► Lange Rede, kurzer Sinn: Wortbildungen aus Kiez und Block sind eher eine positiv behaftete, vielschichtige Reminiszenz an den Siedlungs- bzw. Städtebau, vor allem aber an den fußläufigen, gemeinsamen Lebensraum der Menschen.