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Autor: Daniel W

Reschke TV: Wie uns die Ölkonzerne verarschen.

Posted in Energie, Gesellschaft, and Politik

Die Redaktion von „Reschke Fernsehen“ hat am 1. Juni 2023 ein leider schon altes Thema neu aufbereitet: schon zu meiner Schulzeit in den Siebzigern waren die Lügen der Ölkonzerne und deren Lobbyismus in der Politik ein Ziel der investigativen Presse. Teilweise haben einige Leaks von internen Ölkonzern-Studien und Korrespondenz Jahrzehnte gebraucht, um an die Öffentlichkeit zu kommen. Unterm Strich ist es aber immer noch das selbe: die Konzern-Chefs sind skrupellos in ihren Methoden und skrupellos, was die Zerstörung der Erde anbetrifft.

Sehr sehenswerte Folge:

Wie uns die Öl-Industrie belügt

Anja Reschke über die skrupellosen Ölkonzerne.

Anja Reschke wird von vielen Seite versucht, zu diskreditieren. Leider ist es aktuell in Mode, die Überbringer schlechter Botschaften hinzurichten – sprich propagandistisch zu diffamieren. Die Klimaschützer seien Kriminelle, Julian Assange und Edward Snowden böse Verräter und Anja Reschke würde sich nur profilieren wollen.

China tut es: 3 Gigawatt Solar-Kraftwerk ans Netz gegangen.

Posted in Energie

Immer wieder hört man die Frage, was denn die Chinesen gegen den CO-Ausstoß täten: sie bauen Solarparks und Windräder. In der Frage steckt eine antiquierte Überheblichkeit, die langsam alle durch aktuelle Fakten ersetzen können.

Im Jahr 2025 wird China einen Anteil von 50% durch erneuerbare Energien erreicht haben. In nur ein paar Jahren. Das 100-Gigawatt-Programm solls möglich machen. Damit tut China etwas gegen die immens hohe CO-Emission – die allerdings vor allem auf die ins Billiglohnland ausgelagerte Herstellung für europäische Unternehmen zurückzuführen ist.

Ein Land, in dem über Nacht ein Krankenhaus gebaut werden kann und innerhalb eines Jahres ein internationaler Flughafen, wird auch das schaffen. In nur 6 Monaten ist das Sonnen-Kraftwerk mit einer Leistung von 3 Gigawatt gebaut worden – zum Vergleich: das Atomkraftwerk Isar 2 hatte eine Leistung von nur 1,5 Gigawatt.

Deutschland wird den Anschluss verlieren. Nicht umsonst ist die Geschichte der Schildbürger, die allerlei Schwurbelei ausprobieren, in diesem unseren Land angesiedelt. Die vermeintliche Technologie-Offenheit ist nichts weiter als die Macht der Doofen.

ℹ️ Quelle für die Eröffnung des Solarparks: Heise.de/news/China

„Earth for all“ – der neue Bericht des Club of Rome 2022

Posted in Energie, Gesellschaft, and Politik

50 Jahre ist es her, dass uns die „Grenzen des Wachstums“ von den Wissenschaffenden des Club of Rome vor Augen geführt haben, wo die Menschheit hinsteuert: in den Abgrund. Viele von uns haben in der Schule gelernt, dass die Hinweise evident sind und weiteres Wachstum die Prognosen Realität werden lassen. Das Update trägt den Titel „Earth for all“.

Cover „Earth for All“ des Club of Rome. ISBN 9783962383879.
Der neue Bericht des Club of Rome.

Leider hat sich in den vergangenen 50 Jahren gar nicht so viel geändert. Nicht zuletzt deshalb hat der Club of Rome noch einmal eine Bestandsaufnahme, Prognose und Veränderungseckpunkte veröffentlicht. Die Essenz ist nicht weniger dramatisch als 1972 – was auch von kaum jemandem erwartet wurde. Außer vielleicht von denen, die denken, dass man mit Technik alles lösen kann. Leider funktioniert bisher weder der Fusionsreaktor als Heilsbringer der für fast alles notwendigen Energie. Noch der Replikator, mit dem sich genug Lebensmittel überall auf der Welt „herzaubern“ ließen.

Die notwendige Transformation der menschlichen Gesellschaften ist noch dringender geworden. Denn die „Doomsday Clock“ ist im Januar weiter vorgerückt auf 90 Sekunden bis zum Jüngsten Gericht. Die Atomwissenschaftlex des Bulletin of the Atomic Scientists von theBulletin.org haben die Weltuntergangsuhr damit um weitere zehn Sekunden vorgestellt. Die im Club of Rome vertretene Wissenschaft hat 2022 auf über 250 Seiten dargelegt, welche vier Felsen wir schnellstens bewegen müssen.

Politisches Handeln

Da wäre zunächst der Felsblock Politik in den Demokratien zum Handeln zu bewegen. Hier sind es also die Menschen selbst, die an den Wahlurnen entscheiden, welche Politik den rasenden Zug vor dem Abgrund noch anhält. In den Monarchien, Diktaturen und Autokratien wären es die wenigen staatstragenden Personen, die Kraft ihrer Selbstüberzeugung, angeblich zu den Schlauesten zu gehören, die notwendigen Schritte zu unternehmen, die übrigen Felsen zu bewegen. Sozusagen „one, to rule them all“ – also der eine Fels, die übrigen zu regieren.

Soziale Bewegungen

In Berlin und allen Bundesländern ist es die Klimaliste, in Schweden Greta Thunberg mit ihrem „Skolstrejk für Klimatet“ (Fridays for Future), im United Kingdom die Extinction Rebellion, in den USA die MeToo-Bewegung und andere, die soziale Bewegungen überall in der Welt initiiert haben und versuchen, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit des Umdenkens durch eine neue gesellschaftliche Debatte zu erzeugen. Dadurch entsteht in der Politik eine neue Beachtung, die bedrohlichen Folgen des Klimawandels ernst zu nehmen und sich damit nun endlich einmal auseinanderzusetzen. Die Wahlwiederholung in Berlin am 12. Februar 2023 ist eine Klimawahl.

Neue ökonomische Logik

Primär ist gemeint, dass die Energiewende hin zu erneuerbaren mittlerweile günstiger geworden sei als fossile Energieen. Immer noch Gültigkeit hat auch die Un-Logik von Wirtschaftswachstum auf einem Planeten mit endlichen Ressourcen. Eine soziale Gerechtigkeit als ökonomische Rahmenbedingung für die Stabilität des globalen Systems von Beziehungen zwischen den Wirtschaftsfaktoren hat ein Niveau erreicht, dessen Relevanz für den gesamten Erdball wir am Beispiel des Ukrainekrieges sehen: die Weltwirtschaft gerät massiv in Turbulenzen, wenn die zur Neige gehenden Reste der fossilen Brennstoffe nicht richtig fließen, global erwartete Getreidefrachter nicht fahren können oder Lebensmittelkonzerne kein Sonnenblumenöl mehr bekommen. Eine neue Logik findet sich im Ansatz der Donut-Ökonomie wieder.

Technologische Entwicklung

Automatisierung und Digitalisierung führen seit langem zu Verwerfungen auf den Arbeitsmärkten, deren ungeheure Kräfte immer noch nicht berücksichtigt werden und deren soziale Sprengkraft mancherorts schon zu spüren ist. Die immer größer und weltweit betrachtet immer umfangreicher werdende Öffnung der sozialen Schere erfordert über lang oder kurz eine Entkoppelung von Lohn und Arbeitsleistung – vor allem in Hinblick auf die absurder werdenden Spitzengehälter: wenn irgendwann kaum noch jemand Arbeit hat oder davon leben kann, gibt es auch keine Kaufkraft mehr; auch die Millionen der Reichen haben keine volkswirtschaftlich relevante Kaufkraft. Damit die Weltwirtschaft dann noch funktioniert, sind Modelle wie das bedingungslose Grundeinkommen letztlich unausweichlich. Die regenerative Energieerzeugung muss und wird auch von neuen Technologien partizipieren, hat in Relation zum disruptiven Charakter der Rationalisierungstechnologien aber nur wenig Potential für gesellschaftliche Umbrüche. Der mittelfristige Atomausstieg auch in anderen Ländern ist selbst im Atomland Frankreich keine so große Sache.

Reformation 2.0

Earth for all“ wird eventuell die Bibel der Klimabewegung. Ob eine solche Bedeutung in Zeiten von Privatfernsehen, Facebook und der Macht von Influencern für ein Buch – selbst in digitaler Form – noch zu erreichen ist, wird sich zeigen. Für den politisch interessierten Teil der Baby Boomer war der erste Bericht des Club of Rome das jedenfalls.

„Earth for all

Herausgegeben vom Club of Rome gibt es „Earth for all“ als gedrucktes Buch, e-Pub oder PDF für nachhaltige 25 bez. 20 Euro beim Oekom Verlag, München 2022. 254 Seiten.

Autorx:

Presseauswahl

Tagesschau: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/club-of-rome-grenzen-des-wachstums-101.html

Jetzt: Sonnenenergie in Nordafrika fördern

Posted in Politik

Statt Northstream-2, drei oder vier für fossile Brennstoffe, Atomkraft ohne Zukunft und Fracking ohne Verstand, sollte sofort die Produktion von Energie in Nordafrika forciert werden, Hochspannungsleitungen durchs Mittelmeer gelegt und entsprechende Personal-Ausbildung angeleiert werden.

Versuchsanlagen in der spanischen Wüste, das Projekt Desertec und andere Großprojekte zum Beispiel in Indien haben gezeigt, dass die aus menschlicher Perspektive unendliche und immense Sonnenenergie, die auf der Erdoberfläche auftrifft, nur abgeschöpft werden muss.

Im Sonnen-Gürtel um den Äquator – auf dem afrikanischen Kontinent in dessen Norden bis zum Mittelmeer – prasseln Photonen im Wert von rund 250 Watt pro Quadratmeter auf den Wüstensand ein. In Berlin sind es immerhin noch mindestens 100 Watt pro Quadratmeter im Mittel.

Grafiken: Wikipedia; Creative Commons 3.0

Für Länder wie Marokko, Algerien und Libyen könnte das der so dringend nötige Geldregen bedeuten, um die Länder schnell zu mehr gesellschaftlicher bzw. politischer Stabilität zu entwickeln. Daher sollte die europäische Mitarbeit an einem solchen Vorhaben keinesfalls der Privatwirtschaft übergeben werden. Sonst würde sich an der zur Zeit nahenden Unbezahlbarkeit von fossiler Energie, hin zu der im Grunde kostenlosen Sonnenenergie nichts ändern.

Da die Energiemenge der Sonnenstrahlen, die bei uns in Deutschland auftrifft, weniger als halb so groß ist gegenüber der Sahara, sind die Transportverluste nach Europa verschmerzbar. Nichtsdestotrotz lohnt es, auch hier im bewölkten Norden mit den seit Jahren erprobten Balkonkraftwerken die Energiewende zu stützen. Wir müssen halt alle mit anpacken – und eben investieren. Balkonkraftwerke amortisieren sich schon nach zwei Jahren – halten aber 20 Jahre oder länger.

Auf jedes Dach gehören Solaranlagen.

Zur Stromerzeugung mit Photovoltaik bzw. Solarkollektoren für die Warmwasseraufbereitung. Es wäre für geldgierige Vermieter viel lukrativer, den Mietern Strom vom eigenen Dach zu verkaufen, als ihnen mit teuren Mieterhöhungsklagen mehr Wohnzins abzupressen.

(Sonnen-) Energie muss ein Menschenrecht sein.

Das bedeutet, alle Menschen müssen Sonnenenergie prinzipiell kostenlos nutzen können. Da die Sonnenenergie für die „Ernteunternehmen“ genauso kostenlos ist, sollten sie auf die Kundx lediglich ihre Betriebskosten umlegen dürfen. Daher bieten sich Eigenbetriebe an.

Ukraine wird kapitulieren

Posted in Politik

Die Ukraine sollte kapitulieren – und sie wird es. Denn die Ukraine kann diesen Krieg nicht gewinnen. Und selbst wenn, gegen einen so übermächtigen Aggressor wie Russland, nur unter großen Verlusten und Schäden.

Krieg ist absolut sinnlos

In Kriegen gewinnt nur die Waffenindustrie. Alle anderen verlieren. Und immer kapituliert am Ende Einer. 1945 hat Deutschland kapituliert, Japan auch, 1871 Frankreich und schon viele Länder und Völker vor ihnen. Der Angreifer hat die Kapitulation des Opfers zum erklärten Ziel. Der Überfallene hat das Ziel, nicht zu kapitulieren. Deshalb kämpfen sie alle. Immer weiter. Viele Jahre ohne Erfolg, wie man in Afghanistan, Indochina, Sudan, Kongo, Nordirland, Palästina und überall sehen kann, wo Krieg war oder ist. Denn keiner will verlieren, auch nicht, wenn die Kräfteverhältnisse klar sind.

Der Preis dieser Dickköpfigkeit sind viele, viele Tote. Alles Menschen. Mit Kindern, Freunden, Familien. Zerfetzt von Bomben, erfroren in Stellungsgräben, verdurstet in eingeschlossenen Städten, erstickt an Giftgas, lebendig verbrannt in Panzern, erschlagen von Trümmern, verhungert auf der Flucht, erschossen von Mördern¹. Der Einsatz von Waffen hat noch nie einen Krieg beendet – sondern angefacht.

Was würde denn passieren, wenn die Ukraine nicht kapituliert? Dann wird sie zusammen­geschossen. Alles wird dem Erdboden gleich gemacht. Erst die militärischen Anlagen, Flugfelder, Öllager, Häfen, Brücken. Dann Bahnlinien, Krankenhäuser, Schulen. Das geht schnell, damit ist das Land bereits praktisch schon unbenutzbar. Die Millionen von Wohngebäuden bieten Beschussziele für Jahre; zu sehen zum Beispiel im Jemen. In der Ukraine hat die Vernichtung von Wohnraum erst begonnen. Was nützt es den Ukrainern, wenn sie am Ende alle tot sind? Keine Wohnung, keine Nahrung und keine Arbeit haben?

Müssen diese Toten sein?

Sie werden »Opfer« genannt. Sprachlich ist also klar, dass die Toten der angeblich aufgeklärten Zeit immer noch die überholte Folge irrationalen Handelns sind. Opfer sind Ausdruck einer Ohnmacht, was die eigenen Handlungsmöglichkeiten angeht. Statt mit Verstand an die Probleme bzw. Fragen heranzugehen, verzichten die Menschen auf diese Anstrengung und ziehen die Einfachheit eines angeblichen Schicksals vor, dem sie – wenn überhaupt – nur mit heidnischen bzw. religiösen Handlungen Milde abzuringen versuchen. Im Weltspiegel vom 10.4.2022 sagt eine Russin stellvertretend für alle Anhänger der Opfernotwenigkeit „[…] ohne Opfer geht es nicht; Gott ist mit uns […]”⁵. Im Krieg opfern die Beteiligten Machthaber solange Teile der Bevölkerung, bis ihr innerer Opferdruck befriedigt ist.

Wir leben wohl doch nicht in einer Epoche der reinen Vernunft. Denn in einer solchen würden die Überfallenen einfach kapitulieren. Es gibt durchaus Ansätze dieser Strategie: Die Polizei zum Beispiel rät, Räubern sofort Geld und Wertsachen zu überlassen, weil sie es nicht wert sind, das Leben zu gefährden – funktioniert . In der Geschichte der Menschheit sind diejenigen mehr oder weniger gut damit gefahren, diesen Zehnt lautlos abzuliefern, wenn ihnen ihr Leben lieb war. Ja, in der DDR und der Sowjetunion wurden, in Russland und Nordkorea werden die Menschen bzw. die Menschen­rechte unterdrückt. Aber die Menschen leben. Die Menschen in Russland dürfen das sogar Land verlassen.

Der epileptische Esel

Der Nacktreiter aus Petersburg ist ein größenwahnsinniger Kleingeist, dem mit der Logik von Embargos und Völkerrecht nicht beizukommen ist. Er agiert wie ein panischer Stier, der nach überall ausschlägt. Wie ein epileptischer Esel, der seine Hufe nicht koordinieren kann. Wie ein dämlicher Köter ohne Verstand. Der beschränkte Stier hat sich selbst die Eierklemme vom Rodeo angelegt, die dem Tier die Sinne raubt und das Denken unmöglich macht. Dieser Gopnik hat sich in seiner Beschränktheit selbst das Glöckchen umgehängt, nach dem er bellt, und das ihn am Aufhören hindert. Was sollen diese Gleichnisse? Wie diese, kann Russland mit dem Aus­rasten nicht von alleine aufhören. In diesem Krieg kann das nur die Ukraine.

Kapitulation ist sowieso das Ende

Wenn in der Ukraine nicht noch viele Tausend Menschen sterben sollen, sondern leben, dann würde eine Kapitulation das Töten sofort beenden. Eine russische Oligarchie in der (Ost-)Ukraine wäre nicht schön, aber das kleinere Übel. Die Deutschen wählen seit Jahrzehnten immer das vermeintlich kleinere Übel. Warum nicht die Ukraine? Die Deutschen und die Russen leben. Haben Facebook, Netflix und iPhones.

Wann wird denn Russland sonst aufhören, die Ukraine zu zerstören? Bei 100.000 Toten oder erst bei 20 Millionen? Das ist egal! Er wird erst aufhören, wenn er gewonnen hat; Russland ist eine überlegene Atommacht³. Die Ukraine sollte ihn gewinnen lassen – dies ist ein Krieg, „den man nicht gewinnen kann“ ⁴. Um seine Strafe kann die Welt sich später kümmern – ohne das unendliche Leid des Krieges.

Sanktionen funktionieren nicht, solange es Länder gibt, die dabei nicht mitmachen. Abgesehen davon wird es immer skrupellose Geschäftemacher geben, die Waren und Geld auf Umwegen an den Sanktionen vorbei bewegen². Gas und Öl aus und von Russland zu kaufen, zeigt uns, wie grotesk, verlogen und widersprüchlich die jetzige Situation ist. Darüber hinaus beweisen das alle bisherigen Sanktionen und Kriege.

Das Rechtssystem ist eben reaktiv, nicht präventiv

Die Demokratien der Nachkriegswelt haben Institutionen geschaffen, die es ermöglichen, verbrecherische Kriegstreiber vor Gericht zu bringen. Diese Demokratien sollten sich jetzt nicht selbst zu Kriegsparteien machen. Sondern zu jenen besonnenen, geschichtsbewussten und geschichts­gelehrigen Diplomaten werden, die sich weder von einem Geistesgestörten noch von der Rüstungsindustrie provozieren lassen.

Selbst wenn die Aggressoren der Gegenwart sich der weltlichen Gerichtsbarkeit dauerhaft entziehen würden, wären die vielen geretteten Leben ein Sieg der Menschlichkeit und Ethik. Die erhalten gebliebenen Anlagen ein Sieg über einen sonst Jahrzehnte dauernden Wiederaufbau. Es ist keineswegs klar, dass Pütin verurteilt werden könnte. Denn viele PsychologInnen sagen, dass Putin – wie Trump und der kleine, dicke Junge mit der schwarzen Merkwürdigkeit auf dem Kopf – gar nicht zurechnungsfähig ist.

Die Ukraine könnte jetzt kapitulieren – weil das sowieso passieren wird.


  1. „Soldaten sind Mörder“ in „Der bewachte Kriegsschauplatz“, Kurt Tucholsky, Berlin 1931.
  2. Russian Commercial Bank (RCB Bank) an einen Zyprioten (mit russischem Pass) überschrieben: in Panorama vom 17.3.2022.
  3. „Russlands Militär ist Ukraine weit überlegen“: in n-tv online, 24.2.2022.
  4. Richard David Precht für eine Kapitulation der Ukraine: in einem Podcast vom 9. März 2022 (erschienen am 11.3.22) auf der Podcast-Website bei ca. 11:10 und 45:01. Über die folgende Diskussion berichtete unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
  5. Weltspiegel vom 10.4.2022, Beitrag „Russland: Der Umgang mit den toten Soldaten“, bei ca. 2:29

Definition: Kiezblock

Posted in Berlin

Der Begriff Kiezblock

Der Begriff Kiezblock hat sich mittlerweile so sehr verbreitet, dass er dabei recht unscharf geworden ist. Er steht nun eher allgemein für die schöne Idee, in einem überschaubaren Gebiet etwas für die eigene Wohngegend zu tun – den Kiez.

Die Bedeutung des Wortes Kiezblock

Der Begriff ist schon so alt, dass mittlerweile wohl jeder etwas anderes darunter versteht. Heute bezeichnen die meisten Menschen einen verhältnismäßig kleinen Bereich als Kiez, zu dem ihr eigener Block gehört und der von größeren Straßen eingegrenzt wird. Im Fall des Karl-August-Kiez sind das 13 Blocks mit rund 10.000 Menschen – eine Kleinstadt.

Der Kiezblock sprachlich betrachtet

Sprachlich betrachtet müsste es zudem Blockkiez heißen. Denn der Kiez besteht aus Blöcken, nicht umgekehrt. Allerdings haben wir es hier mit zwei Kontextebenen zu tun. Zum einen steht Kiezblock eher für den physisch vorhandenen Block aus einer ringförmig stehenden Reihe von Häusern – den Wohnblocks. Zum anderen meint Kiezblock auf der Metaebene einen mehr oder weniger willkürlich festgelegten, planerisch fokussierten Bereich, der zum Beispiel im Sinne der Verkehrswende umgestaltet wird. Dieser Prozess begann in Barcelona unter dem Begriff Superblock.

Der Begriff Kiezblock ist bisher nicht definiert. Eventuell leitet er sich von der heute üblichen Betrachtungsweise von oben auf einen Stadtplan ab, auf dem die Kieze als mehr oder weniger geschlossene Blöcke erkennbar sind. Im Mittelalter waren Kietze eigenständige Siedlungen mit speziellen Aufgaben, entfernt verwandt mit Werkssiedlungen. Fast alle Kietze finden sich in der Nähe von Burgen und haben mit der Versorgung mit Fisch zu tun. Von den Wohnblöcken, die im 19. und frühen 20. Jahrhundert entstanden sind, stammt der Begriff Kiezblock nicht ab, da es den Begriff bereits vorher gab.

Die Geschichte der Blöcke und Kieze

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Begriff Kiez häufig nahezu identisch mit dem Begriff Block. Jeder Block hatte mindestens vier Kneipen, einen Kuhstall, Bäcker und Milchladen, eine Kohlenhandlung, Fleischer, Krämer, Schneider, Schuhmacher etc. Besonders die sehr großen Blöcke aus Parzellen mit mehr als drei Höfen pro Grundstück musste man daher kaum verlassen. Trotzdem gab es je nach Wohngegend natürlich auch große Unterschiede. In den Berliner Arbeiterwohngegenden hatten die Blöcke auf dem Wedding nicht selten 30 Höfe mit allen erdenklichen Industrien, Gewerben und Sondernutzungen.

Der größte noch erhaltene, geschlossene Block Berlins liegt zwischen Immanuelkirchstraße, Marienburger Straße, Winsstraße und Prenzlauer Allee. Je nach Zählweise hat er 30 bis 60 Höfe. Letzteres, wenn man pro Parzelle zählt.

Da Eltern häufig auf dem Block gearbeitet haben und 30 Höfe für Kinder genug Abwechslung boten, gab es kaum Gründe, auch nur auf die andere Straßenseite zu gehen. In den damaligen Mietskasernen wie Meiers Hof haben 2000 Menschen gewohnt. Zehn solcher Parzellen auf einem Block haben so viele Einwohner wie eine Kleinstadt gehabt. 1905 betrug die Wohndichte über 700 Menschen pro Hektar – heute liegt sie in Berlin oder London etwas über 100, in Paris etwas über 200/ha. 1942 waren in Berlin über 4,5 Millionen Menschen gemeldet.

Fazit zum Begriff Kiezblock

► Lange Rede, kurzer Sinn: Wortbildungen aus Kiez und Block sind eher eine positiv behaftete, vielschichtige Reminiszenz an den Siedlungs- bzw. Städtebau, vor allem aber an den fußläufigen, gemeinsamen Lebensraum der Menschen.

Der Rosengarten im Großen Tiergarten in Berlin.

Posted in Berlin

Viel Grün steht um den Rosengarten. Der Große Tiergarten nämlich. Nein, nicht der Zoo, ihr doofen Touristen. Der schöne Park, den Friedrich der Große aus dem Jagdrevier seiner Vorfahren gestalten ließ. Das war schon anno Zopp (1742). Fast 200 Jahre musste der arme Tiergarten ganz einsam ohne den Rosengarten wachsen. Aber dann, 1909, hatten die Honoratioren ein Einsehen: der Junge braucht jetzt einen Rosengarten. Die Berliner U-Bahn war gerade in die Schule gekommen (*1902). Da sollte es dem Tiergarten auch an nichts mehr fehlen.

Rosengarten 2019
Der Rosengarten im Jahr 2019. Die halbkreisförmige Stoa wird aus heutiger Sicht vielleicht als stilisierte Ruine empfunden. Es ist jedoch unklar, ob sie nach den Zerstörungen durch den zweiten Weltkrieg überhaupt originalgetreu wiederaufgebaut wurde. 1972 herrschte eine ganz andere Gestaltungsideologie als zur Gründerzeit. Einige Tiergarten-Chronisten vermuten, dass die Pergola gedeckt gewesen ist und eventuell kleine Verkaufsstände zwischen den Sitzbänken vorhanden gewesen sind. Der Tiergarten war von Friedrich II von Preußen als Erholungsort für die Berliner gedacht. Es gab überall kleine Bauwerke zum Verweilen oder unterstellen. Zunächst auch Gastronomie-Zelte, später eine ganze Reihe von Biergärten und Wirtschaften. Davon übrig sind nur noch das Teehaus im Englischen Garten sowie das Café am Neuen See, dessen Saal ebenfalls nach dem 2. Weltkrieg im Stil der 50er Jahre neu erbaut wurde: riesige steglose Fensterfronten mit Blick auf den See und die Ruderboote der Ausflügler. 2019/20 ist der unter Denkmalschutz stehende Bau in einer Nacht-und-Nebel-Aktion verschwunden und wird im Corona-Jahr 2020 in Zeitlupe neu gebaut.
Rosengarten 2017
Der Rosengarten im Mai 2017. Je nach Jahreszeit ist der Rosengarten mehr oder weniger bunt. Dafür fallen die Standbilder aus Bronze mehr auf. Der hier zu sehende Hirsch ist 2019 verschwunden. Ein Schild gibt Auskunft darüber, er sei an einem anderem Standort zu finden – der jedoch leider nicht genannt wird. Die Denkmäler im Tiergarten sind leider innen hohl, was ihnen beim Dranklopfen die bis zu diesem Augenblick vorhandene Würde etwas nehmen. Hoffen wir mal, dass Vandalen und Diebe nicht wissen, wie man die Figuren vom Sockel löst. Lebensgroße Nachbildungen von ansässigem Großwild finden sich an verschiedenen Stellen, zum Beispiel Keiler. Sie sollen daran erinnern, dass der Tiergarten nicht umsonst Großer Tiergarten heißt und das auch einmal war. Bevor der Alte Fritz einen Lustpark für die Menschen gestalten ließ, war das Gelände wesentlich größer und diente den Kurfürsten als Jagdrevier. Genauso wie heute in einigen afrikanischen Wildtierparks waren die Tiere gezüchtete Exemplare – nur um von vermeintlichen feinen Herrschaften getötet zu werden. Eine bronzene Wisentplastik ist Zeuge dieser Ungeheuerlichkeit, denn Wisente waren in Preußen bereits seit dem Mittelalter ausgestorben und wurden auf Kosten der Steuerzahler aus Masuren geholt.
Rosengarten im August 2019
Rosengarten August 2019. Es ist wunderschön, die Veränderung der Vegetation im Lauf des Jahres zu beobachten. Echte Foto-Profis – also nicht ich – warten natürlich bin zum Sonnenuntergang, damit alles in ein warmes Licht getaucht ist. Dafür ist der Schattenwurf am späten Nachmittag interessanter. Viele haben im Hinterkopf, der Große Tiergarten sei von Lenné entworfen worden. Als Lenné 1818 den Auftrag für eine Neugestaltung bekam, war der Park aber schon rund 300 Jahre alt. Er hat den heute noch vorhandenen visuellen Duktus zwar sehr geprägt. Seine Arbeit hat die seiner Vorgänger jedoch auch respektiert. Den Rosengarten hat er mehr oder weniger aber neu angelegt. Während die Pflanzenpracht ein mannigfaltiges Potpourri aus vielerlei Arten darstellt, ist der Grundriss eher linear und für Linné untypisch. Der weitaus größte Teil des Tiergartens, vor allem der südöstliche Teil, die Neue Partie, trägt Lennés Handschrift deutlich. Bereits vor Lenné – etwa 1797 – war eine kleine Insel Jean-Jacques Rousseau gewidmet worden. Er hatte bereits damals eine »Rückkehr zur Natur« vorgeschlagen. Sie ist in ihrer Ursprünglichen Form noch so vorhanden. Lenné hat seine von Rousseau und den englischen Landschaftsgärten inspirierte Planung um solche Denkmale herumgestaltet. Die Geschicklichkeit, mit der Lenné vorhandene Objekte und Bereiche integriert hat, wirkt perfekt, eben wie aus einem Guss. Wer es nicht weiß, hält alles für natürlich – obwohl man sich über soviel natürliche Perfektion dann schon wieder wundern könnte.
Der gesamte Neue Große Tiergarten wurde vom Alten Fritz für die Nutzung aller Menschen in die Umgestaltung entlassen. Nicht mehr nur der Adel sollte hier eine stadtnahe Natur erleben, zumal er selbst die Jagd wohl scheußlich fand. Alle, die nach ihrer Façon in Preußen glücklich werden wollten, sollten dies das ganze Jahr hindurch im Tiergarten können. Vor allem im neu angelegten Rosengarten war Farbe der Schlüssel, um die unter der Woche geschundene Seele wieder zu heilen. Möglichst lange im jahr sind an diesem Ort der zeitlosen Entspannung mannigfaltige Tupfer von Blumen und Stauden zu bewundern – bis heute. Nicht nur die namengebenden Rosen finden hier ihre Bühne vor den BerlinerInnen. Farbenprächtige Blumen aller Art stehen den Bienen und anderen Insekten zur Verfügung. Die Menschen erfreuen sich der Wogen aus Rosarot und Gelb, Violett und Grün. Hier sind Pracht und Fülle die tonangebenden Charaktere, dass es dem Auge bald auch zu viel wird. Hat man sich satt gesehen, führt einer der drei Ausgänge zurück in den allgemeinen Park. Auch der präsentiert vielerlei Geblüm der besonderen Art, nur weniger üppig. Der Märkische Sand lässt Buntheiten wie Oasen aus dem eher mageren Grün hervortreten. Auch im übrigen Tiergarten ist kaum eine Pflanze zufällig an ihrem Standort. Dennoch ist es den Gestaltern gelungen, den Eindruck von Natürlichkeit über Generationen von Gärtnern zu entwickeln.