Die Ukraine sollte kapitulieren – und sie wird es. Denn die Ukraine kann diesen Krieg nicht gewinnen. Und selbst wenn, gegen einen so übermächtigen Aggressor wie Russland, nur unter großen Verlusten und Schäden.
Krieg ist absolut sinnlos
In Kriegen gewinnt nur die Waffenindustrie. Alle anderen verlieren. Und immer kapituliert am Ende Einer. 1945 hat Deutschland kapituliert, Japan auch, 1871 Frankreich und schon viele Länder und Völker vor ihnen. Der Angreifer hat die Kapitulation des Opfers zum erklärten Ziel. Der Überfallene hat das Ziel, nicht zu kapitulieren. Deshalb kämpfen sie alle. Immer weiter. Viele Jahre ohne Erfolg, wie man in Afghanistan, Indochina, Sudan, Kongo, Nordirland, Palästina und überall sehen kann, wo Krieg war oder ist. Denn keiner will verlieren, auch nicht, wenn die Kräfteverhältnisse klar sind.
Der Preis dieser Dickköpfigkeit sind viele, viele Tote. Alles Menschen. Mit Kindern, Freunden, Familien. Zerfetzt von Bomben, erfroren in Stellungsgräben, verdurstet in eingeschlossenen Städten, erstickt an Giftgas, lebendig verbrannt in Panzern, erschlagen von Trümmern, verhungert auf der Flucht, erschossen von Mördern¹. Der Einsatz von Waffen hat noch nie einen Krieg beendet – sondern angefacht.
Was würde denn passieren, wenn die Ukraine nicht kapituliert? Dann wird sie zusammengeschossen. Alles wird dem Erdboden gleich gemacht. Erst die militärischen Anlagen, Flugfelder, Öllager, Häfen, Brücken. Dann Bahnlinien, Krankenhäuser, Schulen. Das geht schnell, damit ist das Land bereits praktisch schon unbenutzbar. Die Millionen von Wohngebäuden bieten Beschussziele für Jahre; zu sehen zum Beispiel im Jemen. In der Ukraine hat die Vernichtung von Wohnraum erst begonnen. Was nützt es den Ukrainern, wenn sie am Ende alle tot sind? Keine Wohnung, keine Nahrung und keine Arbeit haben?
Müssen diese Toten sein?
Sie werden »Opfer« genannt. Sprachlich ist also klar, dass die Toten der angeblich aufgeklärten Zeit immer noch die überholte Folge irrationalen Handelns sind. Opfer sind Ausdruck einer Ohnmacht, was die eigenen Handlungsmöglichkeiten angeht. Statt mit Verstand an die Probleme bzw. Fragen heranzugehen, verzichten die Menschen auf diese Anstrengung und ziehen die Einfachheit eines angeblichen Schicksals vor, dem sie – wenn überhaupt – nur mit heidnischen bzw. religiösen Handlungen Milde abzuringen versuchen. Im Weltspiegel vom 10.4.2022 sagt eine Russin stellvertretend für alle Anhänger der Opfernotwenigkeit „[…] ohne Opfer geht es nicht; Gott ist mit uns […]”⁵. Im Krieg opfern die Beteiligten Machthaber solange Teile der Bevölkerung, bis ihr innerer Opferdruck befriedigt ist.
Wir leben wohl doch nicht in einer Epoche der reinen Vernunft. Denn in einer solchen würden die Überfallenen einfach kapitulieren. Es gibt durchaus Ansätze dieser Strategie: Die Polizei zum Beispiel rät, Räubern sofort Geld und Wertsachen zu überlassen, weil sie es nicht wert sind, das Leben zu gefährden – funktioniert . In der Geschichte der Menschheit sind diejenigen mehr oder weniger gut damit gefahren, diesen Zehnt lautlos abzuliefern, wenn ihnen ihr Leben lieb war. Ja, in der DDR und der Sowjetunion wurden, in Russland und Nordkorea werden die Menschen bzw. die Menschenrechte unterdrückt. Aber die Menschen leben. Die Menschen in Russland dürfen das sogar Land verlassen.
Der epileptische Esel
Der Nacktreiter aus Petersburg ist ein größenwahnsinniger Kleingeist, dem mit der Logik von Embargos und Völkerrecht nicht beizukommen ist. Er agiert wie ein panischer Stier, der nach überall ausschlägt. Wie ein epileptischer Esel, der seine Hufe nicht koordinieren kann. Wie ein dämlicher Köter ohne Verstand. Der beschränkte Stier hat sich selbst die Eierklemme vom Rodeo angelegt, die dem Tier die Sinne raubt und das Denken unmöglich macht. Dieser Gopnik hat sich in seiner Beschränktheit selbst das Glöckchen umgehängt, nach dem er bellt, und das ihn am Aufhören hindert. Was sollen diese Gleichnisse? Wie diese, kann Russland mit dem Ausrasten nicht von alleine aufhören. In diesem Krieg kann das nur die Ukraine.
Kapitulation ist sowieso das Ende
Wenn in der Ukraine nicht noch viele Tausend Menschen sterben sollen, sondern leben, dann würde eine Kapitulation das Töten sofort beenden. Eine russische Oligarchie in der (Ost-)Ukraine wäre nicht schön, aber das kleinere Übel. Die Deutschen wählen seit Jahrzehnten immer das vermeintlich kleinere Übel. Warum nicht die Ukraine? Die Deutschen und die Russen leben. Haben Facebook, Netflix und iPhones.
Wann wird denn Russland sonst aufhören, die Ukraine zu zerstören? Bei 100.000 Toten oder erst bei 20 Millionen? Das ist egal! Er wird erst aufhören, wenn er gewonnen hat; Russland ist eine überlegene Atommacht³. Die Ukraine sollte ihn gewinnen lassen – dies ist ein Krieg, „den man nicht gewinnen kann“ ⁴. Um seine Strafe kann die Welt sich später kümmern – ohne das unendliche Leid des Krieges.
Sanktionen funktionieren nicht, solange es Länder gibt, die dabei nicht mitmachen. Abgesehen davon wird es immer skrupellose Geschäftemacher geben, die Waren und Geld auf Umwegen an den Sanktionen vorbei bewegen². Gas und Öl aus und von Russland zu kaufen, zeigt uns, wie grotesk, verlogen und widersprüchlich die jetzige Situation ist. Darüber hinaus beweisen das alle bisherigen Sanktionen und Kriege.
Das Rechtssystem ist eben reaktiv, nicht präventiv
Die Demokratien der Nachkriegswelt haben Institutionen geschaffen, die es ermöglichen, verbrecherische Kriegstreiber vor Gericht zu bringen. Diese Demokratien sollten sich jetzt nicht selbst zu Kriegsparteien machen. Sondern zu jenen besonnenen, geschichtsbewussten und geschichtsgelehrigen Diplomaten werden, die sich weder von einem Geistesgestörten noch von der Rüstungsindustrie provozieren lassen.
Selbst wenn die Aggressoren der Gegenwart sich der weltlichen Gerichtsbarkeit dauerhaft entziehen würden, wären die vielen geretteten Leben ein Sieg der Menschlichkeit und Ethik. Die erhalten gebliebenen Anlagen ein Sieg über einen sonst Jahrzehnte dauernden Wiederaufbau. Es ist keineswegs klar, dass Pütin verurteilt werden könnte. Denn viele PsychologInnen sagen, dass Putin – wie Trump und der kleine, dicke Junge mit der schwarzen Merkwürdigkeit auf dem Kopf – gar nicht zurechnungsfähig ist.
Die Ukraine könnte jetzt kapitulieren – weil das sowieso passieren wird.
- „Soldaten sind Mörder“ in „Der bewachte Kriegsschauplatz“, Kurt Tucholsky, Berlin 1931.
- Russian Commercial Bank (RCB Bank) an einen Zyprioten (mit russischem Pass) überschrieben: in Panorama vom 17.3.2022.
- „Russlands Militär ist Ukraine weit überlegen“: in n-tv online, 24.2.2022.
- Richard David Precht für eine Kapitulation der Ukraine: in einem Podcast vom 9. März 2022 (erschienen am 11.3.22) auf der Podcast-Website bei ca. 11:10 und 45:01. Über die folgende Diskussion berichtete unter anderem das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).
- Weltspiegel vom 10.4.2022, Beitrag „Russland: Der Umgang mit den toten Soldaten“, bei ca. 2:29